Freitag, 15. Juli 2016

[Restaurant] Stern






Ein richtiger Wiener Wirt! Wir waren sehr angetan, als wir das Gasthaus Stern entdeckten. Wie es sich gehört, gleich mit Freunden.
Und was zeichnet den Wiener Wirten nun aus? Idealerweise ist es ein Ecklockal - kann der Stern bieten. Eine Lamperie. Was ist das nun wieder? Das ist vor allem arg retro! Es ist eine Holztäfelung der unteren Innenbereiche in einem Lokal, am besten gleich mit eingebauten Sitzbänken. Ich hab keine Ahnung, ob Lamperien eine typisch österreichische Erfindung sind, aber in meiner Erinnerung hatten früher 90 % der Gasthäuser so etwas, leider sterben die Lamperien aus.
Was ein Wiener Wirt vor allem haben muss, ist eine Speisekarte voll mit Wiener Schmankerl, vor allem Wiener Innereienküche. Und damit kann das Stern dienen: Speisekarte


Zuerst kam ein Gruß aus der Küche: Tomatenbutter mit einem Blätterteigstangerl. Sollte der Blätterteig gekauft sein, dann war das definitiv das beste Aufbackergebnis, das ich kenne - aber ich glaube eher an die Variante, dass der Teig selber gemacht ist.
Angesichts der Portionen, die immer wieder an uns vorbeigetragen wurden, wagte sich nur ein einziger Recke am Tisch an eine Vorspeise: Beef Tatar. Es war sehr gut abgeschmeckt. Sorry für das Foto, das Beef Tatar ist unter dem Zwiebel verborgen - irgendwann lerne ich die Sache mit dem Blickwinkel vielleicht noch.

Eierschwammerlrisotto: Wie man sieht wurde an Schwammerln nicht gespart. Es ist ein Risotto, wie man es in Wien häufig sieht: nicht so suppig wie ein italienisches, aber geschmacklich ein Hammer!

Sehr erfreulich auch die Beilagensalate. Da ist kein Futzerl welk an dem Salat. Alle Salatblätter sind mundgerecht geschnitten. Die Marinade, wie es sich für eine Beilage gehört: Drängt sich nicht vor, ist aber sehr fein abgeschmeckt.

Forellencrostini: Wir hatten eine ganz Freundin mit, die isst wie ein kleines Vogerl. Ihr reichten diese Crostini als Hauptgang.
Das Brot war schön angeröstet, bestrichen mit einem Frischkäse, darauf die richtige Menge an Fisch und ein bissl Chichi.

Eine Portion für Holzfäller: Specklinsen mit Serviettenknödeln
Wie alles bisher waren auch die Linsen gut abgeschmeckt, gut mit Kräutern verfeinert, so richtig schön bodenständig.

Angeblich kann man beim Stern eines der besten Wiener Schnitzel essen, aber das hier ist mein Essen, nämlich gebackenes Kalbsbries. So zart! Ein Traum! Herausgebacken in Butterschmalz, echt wienerisch eben.

Nachdem die Topfencreme mit frischen Früchten leider von anderen bösen Gästen aufgegessen war, kam hier das Dessert vom Tagesmenü als Ersatz: ein feines kleines Törtchen mit einer vanilligen Creme, frischen Früchten und einem Stiefmütterchen - net zwider! (= Hat sehr gut gemundet)


Ein Hammerteil: die Cremeschnitte. Bitte man beachte den Suppenlöffel, der vor der Schnitte liegt, wie klein der ausschaut. Und da ist er wieder, der Blätterteig: Ganz eindeutig frisch gebacken, denn er war noch ganz zart warm - natürlich nicht warm genug, um das Schlagobers zum  Schmelzen zu bringen, aber man merkte die Frische. Allein von dem Teig könnte ich mich ernähren.

Schokoküchlein mit flüssigem Kern: natürlich perfekt gebacken, sodass die Teighülle gerade so das Innenleben gehalten hat. Einmal reingestochen und die heiße Schokolade strömte heraus.

Für den kleinen süßen Hunger gibt es die Variante: kleiner Espresso mit kleiner Brüllercreme Crème brûlée. Sowohl Kaffee also auch Crème waren nicht zu verachten. Ein wirklich gelungener Abschluss.












Was es sonst noch zu sagen gibt? Auch die Getränke, die bei mir immer ein wenig zu kurz kommen, sind sehr gut. Natürlich bekommt man eine Weinempfehlung, wenn man eine braucht. Die Auswahl ist schön, es sind durchwegs heimische Weine, auch viele Bioweine. Es gibt viele Fruchtsäfte aus heimischer Produktion (z. B. Altenriederer) oder hausgemachte Zitronenmelisse-Limo, auch gleich in vernünftigen Sommermengen (0,4 l = klein, 0,7 l = groß). In der Dessertkarte finden sich erfreulich viele Dessertweine, außerdem Schnäpse, ebenfalls alles aus heimischen Rieden.

Die Preise? Moderat. Ich denke, das passt auch zum Selbstverständnis des Wirtshauses: Es soll keine Besonderheit für ein einziges Mal sein, sondern ein Lokal, in das man immer wieder gern kommt. Also wirklich die alte Wirtshaustradition, wo man seinen Stammwirten am Eck hatte mit dem Stammtisch, wo man gern mit Freunden diskutiert oder Karten gedippelt hat. Uns hat es ausgesprochen gut gefallen. Wir werden sehr gern wieder kommen. Vor allem hat dieses Mal das Wetter noch nicht gepasst, aber wir möchten sehr gern den großen Gastgarten an einem lauen Sommerabend genießen!


8 Kommentare :

  1. die Täfelung kenn ich auch aus schwäbischen Landgasthöfen- das Essen klingt richtig gut!

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  2. Ah, danke für die Info! Ich wusste eben nicht, ob das etwas Typisches für Wien ist.
    Das Essen war auch sehr gut.

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  3. Genau so soll ein Wirt sein,..ich bin ziemlich froh, dass wir hier in Gaaden gleich zwei davon haben. Leider geh ich viel zu selten essen.

    lg und schönes Wochenende!

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    1. Das ist bei uns auch so, dass wir zu selten essen gehen. Aber heute ändern wir das beide, gell? Bis später! ;)

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    2. I gfrei mi scho, dich endlich wieder zu treffen!

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  4. Lokalitäten mit so einem Innenleben gibts bei uns noch genug, nur solch haubenverdächtiges Essen kriegst da garantiert nicht ;-)
    Jessas Maria, für des Kalbsbries würd ich jetzt sonst was geben ...
    Gruß Doris

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    1. Na wenn du wieder mal einen Betriebsausflug nach Wien machst, dann solltest du an dieses Lokal denken. :)

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