Freitag, 18. Juli 2014

Traust dich nie!



Die liebe Sandra hat derzeit ein tolles Event: Kindheitserinnerungen! Wie bei vielen Menschen gibt es auch bei mir jede Menge Ess-Erinnerungen, die oft mit meiner Oma verbunden sind.

Und dann gibt es die Erinnungen an Mutproben unter Freundinnen.
Zum Beispiel: "Weißt eh, wennst drei Marillenkerne isst, dann stirbst!"
"Geh Blödsinn"
"Na dann trau dich!"
Zuerst einmal begann dann die gar nicht so einfache Prozedur, mit einem Hammer die Marillenkerne zu bearbeiten, um an das begehrte gefährliche Innere zu gelangen - nachträglich betrachtet war das wahrscheinlich das Gefährlichste an der ganzen Sache.
Nach diversen Beratschlagungen, wie man das denn nun am besten machen sollte, hat die Mutigste aus der Runde einmal mit einem Kern begonnen - da haben die anderen schon drauf gewartet, dass sie umfallt. Ist sie aber nicht. Dann hat es nicht lange gedauert und eine andere hat gleich drei auf einmal in den Mund genommen, die Kerne gekaut und geschluckt. Im Endeffekt hat dann jede drei Kerne gegessen, weil wenn, dann wollten wir gemeinsam sterben.
Überlebt haben wir es alle.


Aber was ich dann einmal gesehen habe, war unglaublich: Die Oma, die liebe Oma hat sogar in jedes Glas Marillenmarmelade so einen Kern reingetan!  Und Schnaps. Wahnsinn. Und ich durfte die Mamlad sogar essen - brandgefährliches Zeug!



Dank Sandras Event habe ich mich auch noch an die Worte einer lieben Freundin, der Giftigen Blonden, erinnert: Marillenmarmelade wird am besten, wenn man sie passiert. Ich war ja bisher immer eine große Anhängerin des Pürierstabes: Marillen waschen, entkernen, klein schneiden, mit dem Pürierstab je nach Wunsch (Stückerl in der Marmelade oder glatte Marmelade) kurz oder gründlich mit dem Mixstab durchfegen, mit Gelierzucker einkochen. Ende.




Anders bei der Variante mit dem Pürieren: Marillen waschen und entkernen bleibt gleich. Klein schneiden muss man die Marillen nicht, denn die muss man weichkochen, überkühlen und dann durch die Flotte Lotte pürieren. Die Schalen bleiben zurück in der Flotten Lotte. Das wunderbar glatte Mus wird dann mit Gelierzucker eingekocht. Wer gern gehärtete Fette in der Marmelade hat, nimmt normalen Gelierzucker, alle anderen nehmen Bio-Gelierzucker.


Kurz vor dem Abfüllen kommt pro Kilo Obst noch ein Stamperl Schnaps in die Marmelade - bei mir Marillenschnaps. Aus der Wachau. Wo übrigens auch die Marillen für die Marmelade herkommen sollten. Bei mir dieses Mal nicht, weil ich superliebe Nachbarn habe, die eines Abends geklingelt haben und mit 10 Kilo Marillen aus ihrem Garten vor der Tür standen. Also habe ich dieses Jahr die zweitbesten Marillen gehabt - dieselbe Marillensorte wie in der Wachau (Ungarische Beste), aber halt nicht in der Wachau gereift, wo das Tag-Nacht-Temperaturverhältnis den Marillen den letzten Schliff gibt.



Die Gelierprobe geht so: Nachdem Obst und Gelierzucker 3 min. sprudelnd gekocht haben, kommt ein Löfferl voll Marmelade auf einen Teller. Man wartet kurz, dass die Marmelade überkühlt, dann bläst man auf die Marmelade am Teller. Kann man die Marmelade verblasen und sie behält diese verblasene Form bei, kann man sie in Gläser abfüllen. Klappt das nicht, kommt ein wenig Gelierzucker dazu und man versucht nach 3 min. erneut, ob es funktioniert. Danach kommt die Marillenmarmelade zu den Kernen ins Glas. Ich hab am liebsten Gläser mit Schraubverschluss.


Das Ergebnis dieser Kern- und Passiermethode ist wirklich toll geworden. Die Marmelade ist nicht nur glatt, sondern richtig samtig in der Konsistenz. Und der Geschmack wirklich genial. Wie früher bei Oma!



Noch ein Wort zu den Marillenkernen: Sie enthalten wirklich Blausäure, sind also nichts, was man wie Erdnüsse beim Fernsehen massenweise knabbern sollte - wobei sich natürlich die Frage stellt, ob man das mit Erdnüssen in Massen tun sollte.
Ich habe gegoogelt und die Empfehlung der britischen Food Standards Agency (FSA) gefunden, dass man nicht mehr als 2 Kerne am Tag essen sollte. Die Blausäure wird beim Kauen freigesetzt und noch dazu scheinen Wachauer Marillen sehr wenig Blausäure zu enthalten. Somit habe ich keine Bedenken, die Variante mit dem Kern in der Marmelade zu veröffentlichen. Diesen Sicherheitshinweis stelle ich aber trotzdem hier ein.





Nun fehlt noch der Banner zu Sandras Event, den ich übrigens für ganz besonders gelungen halte!

Kindheitserinnerungen

16 Kommentare :

  1. Oh, wie mutig Ihr doch wart! Und dann sogar alle drei Kerne gegessen - wahre Freunde!

    Und die Marmelade schaut großartig aus, da würde ich auch gerne zugreifen. Zumal ich lieber Marmelade ohne Stücke esse :) Da hat die Oma auch öfters mal einen kleinen Rest für mich extra gemacht - deshalb sind sie einfach die Besten ;)

    Vielen lieben Dank für Deinen Beitrag zum Event!

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    1. Es waren wirklich wunderbare, vollreife Marillen, die ich da bekommen habe, so etwas kann man in keinem Geschäft kaufen. So genial! Allerdings kann man dieser Marillensorte beim Kaputtwerden zuschauen. Ich glaube mittlerweile, das ist der Grund, warum man Wachauer Marillen im Handel nicht bekommt, weil die absolut nicht lagerfähig sind.

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  2. zu Omas Zeiten gab´s halt noch keinen Pürierstab, da war das Passiersieb (Flotte Lotte sagte man bei uns nicht) noch häufig in Gebrauch.
    Sehr schöne Marmelade, ich hab vom Vorjahr noch genug... aber das mit dem Kern merk ich mir,
    lg

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    1. Liebe Friederike,
      es ist wirklich ein Unterschied zwischen der mit dem Pürierstab pürierten und der mit der Flotten Lotte pürierten Marmelade. Ich konnte es mir auch nicht vorstellen, aber dadurch, dass die Schale ja in der Flotten Lotto zurückbleibt, ist wirklich ein Unterschied. So eine samtige Marillenmarmelade hatte ich bisher noch nicht.

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  3. Statt Bio-Gelierzucker geht auch Apfelpektin und normaler Zucker. ;-)
    Und ich sehe schon, ich komme und die Flotte Lotte nicht herum, ich habe bislang solche Sachen immer mühsam durch's Sieb gestrichen. Ein Glas Marillenmarmelade steht übrigens gerade in unserem Kühlschrank, geschenkt von der freundlichen Pensionswirtin aus Südtirol, die natürlich auch behauptete, es seien die allerbesten Marillen. Schmeckt mir besonders gut mit Ziegenfrischkäse drunter.
    Was bewirkt denn der Kern?

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    1. Wenn ich wüsste, wo ich Apfelpektin kaufen kann! Biogelierzucker bekommt man bei uns in jedem Supermarkt, aber Apfelpektin müsste ich wohl im Internet kaufen, was ich nicht gar so gern mache.

      Südtiroler Marillen kenne ich nicht. Ich weiß nur, dass die Wachauer Marillen wegen der kühlen Nächte relativ viel Säure mitbringen. Marillen aus Frankreich oder der Türkei sind dagegen nur süß, die schmecken einfach anders. Aber ich denke, in Südtirol wird es in der Nacht auch kühler sein, dann würde mir diese Marmelade sicher auch schmecken.

      Der Kern ist, wenn man ihn zerkaut, leicht bitter. Ähnlich wie Mandelkerne. Er gibt wirklich nur minimal Aroma ab. Ich werde ein Glas auf jeden Fall ein Jahr aufheben, mal schauen, wie sich das dann entwickelt.

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  4. Gibt es das Pektin bei Euch nicht im Bioladen oder Reformhaus?
    Ansonsten....so eine schöne Geschichte - und wie gut, dass Ihr alle überlebt habt. Und natürlich merke ich mir das mit dem Kern in der Marmelade....

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    1. Haben wir alle Glück gehabt, dass unsere Mutproben wirklich kindgerecht waren.
      In dem Bioupermarkt, in dem ich manchmal einkaufe, habe ich es bisher nicht gesehen. Aber ich wohne leider im Bio-Niemandsland. :(

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  5. Susi, für Apfelpektin hat glaube ich Jüf einen Einkaufstipp, der verwendet das auch für seine Mamladproduktionen. Ich selber nehm den giftigen normalen Gelierzucker, aber nur weil mir damit die Marmelade am besten schmeckt,...was hilft mir bio und was weiß ich was für ein Verhältnis..wenns unseren Gaumen nicht passt so.

    Ansonsten: die Marmelade schaut grandios aus, die Farbe, man merkt tolle Vollreife Marillen.
    Das mit den Kernen hatte ich auch so im Kopf dass man das nur in KLeinstmengen essen soll. Ändert das was am Geschmack wenn der Kern drinnen ist?
    Schnaps hat meine Mama früher verwendet, ich nicht, weil ich keinen Schnapsgeschmack mag in da Mamalad.

    Schönes Wochenende von der giftigenBlonden, im wahrsten Sinne des Wortes hehe
    Sina

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    1. Der arme Jüf! Der muss bald für alle meine Lebenslagen herhalten!
      Ich hab dieses Mal einige verschiedene Marillenmarmeladen gemacht, mit denen ich einen Langzeittest machen will, wie sie in einem Jahr schmecken. Frisch ist diese hier am besten. Ich hab auch nicht so viel Schnaps genommen, wie ich es schon bei manchen Leuten erlebt habe, dass die auf jedes Glas oben auf die Marmelade ein Schluckerl drauf tun. Ich find nicht, dass meine Marmelade schnapselt.

      Hast Haare gefärbt? Ich stell mir grad vor, wie du in platinblond aussehen würdest ... :D

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    2. na nix gfärbt, wie kommst denn drauf, das im wahrsten Sinne des Wortes bezog sich auf giftig gggg.

      Interessant, Marillenmarmelade würde bei mir keinen Langzeittest mitmachen können, die wäre eher weg, bei mir müsste das andere Marmelade sein ggg.
      berichtest du dann?
      lg. Sina

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    3. Gut, dass ich weiter weg bin, damit ich dein Giftigsein nicht mitkriege. ;)
      Ich hoffe, dass ich genug Marmelade eingekocht habe,um das Testen zu können, welche auf längere Sicht die bessere ist. Du wirst es erfahren. ;)

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  6. hihi... eine schöne Geschichte, ich wusste das gar nicht, mit den Kernen ;-)
    Wird daraus nicht aber auch Persipan hergestellt?

    bei diesem Event möchte ich auch noch mitmachen, so ein schönes Thema.

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    1. Die Kerne gab es einige Zeit auch in Naturkostläden, so zum Knabbern, aber ich glaube, die wurden wieder eingestellt eben weil sie schwach giftig sind. Und wenn man dann ein ganzes Sackerl an einem Abend verdrückt, kommt das nicht gar so gut.

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  7. da warst du aber wieder sehr fleißig!
    es ist dir ja ähnlich wie mir ergangen, mit den marüüüüün.

    du hast noch nie geflotte-lottet? - kann ich fast nicht glauben.

    wenn jetzt demnächst die paradeisschwemme ins land zieht, probier mal paradeissoße oder passata mit der lotte. du wirst ebenfalls begeistert sein.
    erst als bei mir eine flotte lotte (vorher nur pürierstab) einzog, schmeckte die paradeissoße der gefüllten paprika so wie bei mama. ;-)

    p.s. so eine edel aussehende lotte habe ich nicht! ;-)


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    1. Ich hab noch nie, seit ich von meinen Eltern ausgezogen bin, geflottelottet. Ich war so glücklich über die Errungenschaft eines Pürierstabes, dass ich ganz vergessen habe, was die Vorteile der Lotte sind.

      Den Tipp mit der Paradeissauce werde ich natürlich beherzigen. Ich kann mir vorstellen, dass die Sauce genial ist.

      Noch ist die Flotte Lotte neu, also schaut sie noch edel aus. Aber ich werde schon dafür sorgen, dass sich das ändert. ;)

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